Das Gesellschaftliche und das Existenzielle.

Gemeinhin begreiflich dürfte sein, wenn einer mit zunehmendem Alter vom Gehege weg mehr ins Existenzielle geht, gerade dann, wenn's einer ist, dem diese Sphären seit je eher ein Auseinander denn ein Ineinander waren. Das Gesellschaftliche bildet für ihn einen Innenraum voller Sinn gegen das Existenzielle, diese noch fast sinnleere Dimension des schlichten Daseins.

Der Selbstbezug ist da je anders. Gesetzt, jemand bejaht sich, würden wir mit Rousseau im Gesellschaftlichen von amour propre, im Existenziellen von amour de soi sprechen. Liebe zu sich als Person im einen Falle, als Lebewesen im andern. Die Zivilperson konstituiert sich im gesellschaftlichen Kontext, sie ist eine zivilisatorisch induzierte Zeile, mit der das Lebewesen überschrieben wird, das Animalische. Nun, es ist dieses, das Zoon, das lebt und stirbt. Mit dem Alter wird das deutlicher.

In der Welt des Geheges werden Erscheinungen mit Bedeutungen überschrieben. Das macht das Leben darin voller Sinn für alle, die daran teilnehmen. Wo's ins Existenzielle geht, verblassen die Bedeutungen, die Erscheinungen sind wie nackt. Sartres Erstling, La Nausée, dringt in diesen Bereich vor. Nichts mehr ist da unter Kontrolle. Das war eine meiner ersten starken Lektüreerfahrungen als Jugendlicher, d.h. als geistiges Kind. Auch da bin ich im Alter noch.

Man entwickelt sich, aber man kommt nicht weiter. Ein Weiterkommen gibt es nur im Gesellschaftlichen, nicht im Existenziellen. Das Proprium des amour propre wird vielfältiger oder einfältiger: reicher oder ärmer, an anderen gemessen und sich selbst als anderem, wohingegen das soi des amour de soi immer nur diese Identität mit sich selbst ist und nichts dazu.

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