Ein Think Piece von Montaigne, aus den Essais.
Michel de Montaigne, Essais, livre i, chap. xx, Que philosopher, c’est apprendre à mourir, Oeuvres complètes, Pléiade 1962, p. 90-91.
Noch unkommentiert, dieser einzelne Abschnitt, den mal für sich zu bedenken sich lohnt. Die erfrischende Perspektive des Menschen als Lebewesens, als Teil eines Zoos. (Mir fällt es nicht schwer, mich als Zoo-Insassen zu betrachten, wenn ich mich so umschaue.) Es werden hier in loser Reihenfolge weitere Abschnitte dieses Textes sowie Interpretationen vorgelegt. Übersetzung von mir, möglichst wörtlich, für eine genaue Lektüre des nachfolgenden Originaltextes.
Was nur einmal stattfindet, kann uns nicht kümmern. Ist es vernünftig, etwas so Rasches so lange zu fürchten? Der Tod macht aus dem langen und dem kurzen Leben ein und dasselbe. Denn lang und kurz sind keine Eigenschaften von solchem, das nicht mehr ist. Aristoteles äussert sich zu den kleinen Tierchen am Fluss Hypanis, die nur einen Tag lang leben. Jenes, das um acht Uhr morgens stirbt, stirbt in seiner Jugend, jenes, das um fünf Uhr abends stirbt, stirbt in der Hinfälligkeit. Wer von uns findet es nicht müssig, hier an Glück oder Unglück zu denken? Was nun unser Leben anbelangt, ist das Mehr und das Weniger nicht weniger lächerlich, wenn wir es mit der Ewigkeit vergleichen, oder auch nur mit der Lebensdauer der Berge, der Flüsse, der Sterne, der Bäume und sogar einiger Tiere.
Rien ne peut estre grief, qui n’est qu’une fois. Est-ce raison de craindre si long temps chose de si brief temps? Le long temps vivre et le peu de temps vivre est rendu tout un par la mort. Car le long et le court n’est point aux choses qui ne sont plus. Aristote dit qu’il y a des petites bestes sur la riviere de Hypanis, qui ne vivent qu’un jour. Celle qui meurt à huict heures du matin, elle meurt en jeunesse; celle qui meurt à cinq heures du soir,meurt en sa décrepitude. Qui de nous ne se moque de voir mettre en consideration d’heur ou de malheur ce moment de durée? Le plus ou le moins en la nostre, si nous la comparons à l’éternité, ou encores à la durée des montagnes, des rivieres, des estoilles, des arbres, et mesmes d’aucuns animaux n’est pas moins ridicule.
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