„La Suisse n’est pas une nation, elle est une confédération.“ Mit diesen Worten hat letzthin ein Westschweizer Finanzminister in einem angesehenen frankophonen Zürcher Club einen Vortrag über das schweizerische Steuerwesen eingeleitet. Seine Aussage zielte wohl darüber hinaus. Zu Recht, wie ich meine, denn das Eigenbrötlerische ist nicht nur in meinen Augen ein Grundzug alles Schweizerischen.
So richtig ausgelebt wird dieser eigenbrötlerische Grundzug in der Schweiz auf Ebene Gemeinde und Kanton, ermöglicht und ermutigt durch eine Rechtsordnung, die diesen Gebilden vieles überlässt, was anderswo zentral geregelt wird. Nicht nur bei den Steuern. Was Wunder, dass da auch die Behördenkultur von Kanton zu Kanton, ja von Bezirk zu Bezirk verschieden ist?
Tja, was so ein Stadtzürcher alles erlebt, den’s in den tiefen Thurgau verschlagen hat! Passons.
Und was Wunder, dass da gern gen „Bern" gewettert wird? Und dass es in der Deutschschweiz welche gibt, die die Westschweizer gar nicht für richtige Schweizer halten? Vergessen wir nicht, dass es die Schweiz in ihrer heutigen Form erst seit 1848 gibt, ein Gebilde, das an meinem Geburtstag nicht mal 100 Jahre alt war. So richtig zusammengewachsen ist das nicht.
Dazu passt, dass die, wie sie gerne angibt, wählerstärkste Partei des Landes, die SVP, in ihrem Grundcharakter nicht nationalkonservativ, sondern regional-chauvinistisch ist: eine Deutschschweizer Partei, nicht ohne Hegemonie-Anspruch über die andern Landesteile, die es darauf angelegt und dabei reüssiert hat, den Dialekt (bzw. die Dialekte) politisch aufzuladen: gegen das Ausland natürlich, vor allem auch gegen das Ausland im Inland, etwa mit Initiativen wie „Mundart im Kindergarten“. Zum Ausland zählt da bereits, im Fall, unsere Amts- und Landessprache Hochdeutsch. Wohlmeinende ausländische Freunde wollen mir das jeweils nicht glauben, so dass ich Belege beibringen muss. Neuerdings geht’s jetzt auch gegen das Schulfranzösisch, also wieder eine Landessprache.
Non, la Suisse n’est pas une nation.
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